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„Man kann keine neuen Ozeane entdecken,
hat man nicht den Mut, die Küste aus den Augen zu verlieren.“
-André Gide, französischer Autor und Nobelpreisträger für Literatur

Interview dieses Monats:
Horst van Gageldonk

Trennungskultur ist Teil der Unternehmenskultur
– auch in Krisenzeiten!

In seiner langjährigen Consultingpraxis bietet Horst van Gageldonk bundesweit Entscheidern Dienstleistungen im Bereich Newplacement für Fach- und Führungskräfte, Transferprojekte, Karriereberatung, Potenzialanalysen, Führungskräfte-Coaching und Teamentwicklung an.

Horst van Gageldonk ist seit 2008 geschäftsführender Gesellschafter der www.gmo-mbh.de, Gesellschaft für Managementberatung + Outplacement mbH, mit der Firmenzentrale in Hamburg.

hohrst van Gageldonk- Profiler November Newsletter - Interview
Interviewt:
Horst van Gageldonk
Erstellt am
November 1, 2020
Kategorien
Outplacement, Potenzialanalyse

Die notwendige Anpassungsgeschwindigkeit des Mitarbeiterbedarfs an die jeweilige Konjunkturlage hat sich durch Corona extrem beschleunigt. Immer mehr Unternehmen gehen deshalb dazu über Newplacement in den verschiedensten Szenarien des Personalabbaus zu berücksichtigen. Moderne Personalarbeit beschränkt sich nicht nur auf die Betreuung und Entwicklung von Mitarbeitern die im Unternehmen bleiben sollen, sondern unterstützt mit einer Beratung zur beruflichen Neuorientierung auch diejenigen, die das Unternehmen verlassen müssen und eine neue Position suchen!

Mit Horst van Gageldonk zusammen beleuchten wir in dem Interview kompakt die unterschiedlichen Möglichkeiten, mit Personalabbau in der Krise umzugehen und zu meistern.

Wir wünschen euch viel Freude bei der Lektüre und einen angeregten Meinungsaustausch!


Wie haben Sie das bisherige Geschäftsjahr 2020 in Ihrem Unternehmen erlebt?

Wir hatten einen guten Start ins Jahr und dann kam Corona. Ab März bis Juni hatten unsere Ansprechpartner_innen, überwiegend aus dem HR-Management kommend, fast nur mit internen Problemstellungen zu tun. Corona-Spielregeln für den Betrieb entwickeln und einführen, Kurzarbeitergeld beantragen, Homeoffice organisieren und viele weitere ähnlich gelagerte Aufgabenstellungen.

Ab Juli hat sich für unser Business die Richtung wieder gedreht. Wir sind in verschiedenen größeren Restrukturierungsprojekten der Partner für die von Personalabbau betroffenen Mitarbeiter_innen, im Themenfeld „Beratung zur beruflichen Neuorientierung“.

Wird Corona jetzt von vielen Unternehmen als Vorwand genutzt um noch weiter Personal abzubauen?

Als Vorwand genutzt würde ich nicht sagen, sondern vielmehr ist der wirtschaftliche Druck bei vielen Unternehmen durch Corona massiv gestiegen. Da die Personalkosten in Deutschland im internationalen Vergleich sehr hoch liegen, ist der Fokus auf die Reduzierung von Personalkosten wieder stärker in den Vordergrund gerückt, als in Zeiten einer blühenden Konjunktur.

Warum sollten Unternehmen in dieser schwierigen Zeit Geld für Newplacement ausgeben?

Trennungskultur ist immer Teil der Unternehmenskultur! Unabhängig von wirtschaftlich guten oder schlechten Zeiten. Sehr viele Unternehmen haben in den letzten Jahren unglaubliche Summen in die Entwicklung ihrer Arbeitgebermarke gesteckt. Der häufig zitierte Fachkräftemangel und der seit langer Zeit bekannte demografische Wandel haben den Arbeitsmarkt verändert und die Unternehmen dazu gezwungen an ihrem Employer Branding zu arbeiten. Umso wichtiger ist es, nicht nur ein gutes Onboarding im Unternehmen zu installieren, sondern auch ein anständiges und faires „Offboaring“ zu etablieren. Denn wenn der Trennungsprozess unsauber läuft, haben Unternehmen, insbesondere in unseren „Social Media Zeiten“, einen möglichen massiven Imageverlust zu erleiden, der die besten Employer Branding Aktivitäten zum Einsturz bringen kann.

Deshalb kommt es gerade jetzt darauf an, faire und idealerweise einvernehmliche Trennungen herbeizuführen, um als Unternehmen in der Krise nicht noch mehr Schaden zu nehmen.

Welchen Nutzen hat Ihre Dienstleistung für die betroffenen Mitarbeiter_innen?

Wir sind Arbeitsmarkt-Experten und Profis in allen Fragen rund um die berufliche Neuorientierung. Deshalb erhöhen wir mit unserer intensiven Beratung die Chancen für die betroffenen Mitarbeiter_innen deutlich, eine passende und gute neue Position zu finden. Das ist unser oberstes Ziel!

Wie läuft die Beratung konkret ab?

Der erste Schritt in der Beratung ist die Durchführung einer persönlichen Standortbestimmung.

Fragestellungen wie zum Beispiel: „Was kann ich gut? Wo liegen meine Stärken und Schwächen? Was sind meine Antreiber? Wofür stehe ich? Was ist mein USP am Arbeitsmarkt?“ werden besprochen und diskutiert. Wir sind sozusagen „Talentsucher“ und dafür nutzen wir seit vielen Jahren auch die hervorragenden Tools, die uns von PROFILES International zur Verfügung gestellt werden. Durch die Profiles-Ergebnisse erhalten wir Coaches einen objektivierten Blick auf unsere Klienten und können die Ergebnisse hervorragend in die Beratung mit aufnehmen. Übrigens können wir unsere Beratung jederzeit sehr gut mit modernsten virtuellen Medien durchführen. Das war insbesondere während des Lockdowns notwendig und ist mittlerweile fester Bestandteil des Angebotes.

Basierend auf den Ergebnissen der Standortbestimmung beschäftigen wir uns ausführlich mit den beruflichen Zielsetzungen und beruflichen Optionen. Nach dem Motto: Wohin soll die berufliche Reise gehen? Was ist meine konkrete Zielposition?

Und wenn wir hier Klarheit haben, begleiten wir den Klienten aktiv durch alle Themen im offenen und verdeckten Stellenmarkt! Nun gilt es die passende Umsetzungsstrategie am Arbeitsmarkt zu entwickeln und da ist durchaus Kreativität und Networking gefordert.

Was empfehlen Sie Unternehmen aktuell im Zusammenhang mit notwendigem Personalabbau unter gleichzeitiger Sicherung der Arbeitgebermarke? Welche konzeptionellen Ansätze haben Sie? Welche Lösungen schlagen Sie vor?

Grundsätzlich kommt es darauf an, in welcher Phase der Krise sich ein Unternehmen befindet. Wenn die Unternehmensleitung frühzeitig reagiert und gegensteuert, dann haben wir in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen mit der maßgeschneiderten Gestaltung von Freiwilligkeitsprogrammen gemacht. Das bedeutet, man mobilisiert in einem ersten Schritt die Mitarbeiter_innen, die möglicherweise sowieso schon „auf einem (teilweise) gepackten Koffer“ sitzen und mit einem attraktiven Angebot bereit sind einen einvernehmlichen Aufhebungsvertrag zu schließen. Hier kommt es auf eine passgenaue Konzeption der Rahmenbedingungen und Spielregeln an und wir sind als Sparringspartner für die GF oder den HR-Bereich an der Gestaltung beteiligt.

Wenn die Maßnahme der Freiwilligkeit nicht ausreicht, dann kommt es häufig zum Schritt der betriebsbedingten Kündigungen. Auch hier können wir mit „Newplacement“ für die Betroffenen einen wertvollen Beitrag leisten. Denn eine reine Abfindungslösung bringt noch keinen neuen Job!

Unsere Beratungsleistung zielt darauf ab, von einem Job direkt zu einer Neuanstellung zu kommen, idealerweise ohne erst den Schritt in die Arbeitslosigkeit gehen zu müssen.

Wie kann ich mein Employer Branding schützen?

Ziel: Employer Branding sichern > Auswahl von Aktionszeitpunkt + Konzept

Trennungskultur ist Teil der Unternehmenskultur

Wie blicken Sie in Richtung 2021?

Mit gemischten Gefühlen. Mit Respekt und Vorsicht und der Hoffnung das wir alle das „Coronavirus“ in den Griff bekommen. Auf unser Unternehmen kommen viele projektbezogene Herausforderungen zu, die wir gerne annehmen!

Herr van Gageldonk, vielen Dank für das Interview!